Generalsanierung Plattenbau-Siedlung Q8

Potsdam Drewitz, zweistufiger Wettbewerb, Auszeichnung, 2. Preis. Sanierung der Plattenbausiedlung Quartier 8 von 1988, mit einer Wohnfläche von 22.400 m², 270 Wohneinheiten plus Dachaufstockung mit 31 Einheiten. Das Projekt ‘Gartenstadt Drewitz’ erhielt für seine sozialverträgliche energetische Sanierung die Auszeichnung für Kommunalen Klimaschutz des Bundesministeriums der Bundesrepublik Deutschland. Bis 2025 soll die Umwandlung vollzogen sein.

plan

Ziel des Projektes war es, im Zuge der Neuordnung der Gartenstadt Drewitz für das Quartier und sein Umfeld eine langfristige Verbesserung der Lebens- und Wohnqualität zu etablieren. Angestrebt wurden zeitgemäße, nachhaltige Wohnformen für Jung und Alt im von Grün geprägten Stadtraum, welche durch ihre flexiblen Zuschnitte, großzügigen Raumzusammenhänge, viel Tageslicht und erhöhtem Wohnkomfort überzeugen. Dabei ist die Umsetzung dieser Ziele unter der Prämisse eines verantwortlichen Umgangs der zur Verfügung stehenden Ressourcen maßgebend.

Unsere modernen Städte sind heute oft geprägt von Monotonie, Repetition und Eintönigkeit. Aufgrund der hier gegebenen Fassadenabwicklungen ist eines der Ziele, Ausdruck, Gestalt und Materialisierung dieser langen Gebäude in Einklang mit dem Menschen zu bringen. Außerdem wurde bei der geplanten Aufstockung ihre Verträglichkeit und Einbindung in die städtebauliche Gesamtsituation mit Bedacht entwickelt. Für die neuen Geschosse war eine durchgehende Barrierefreiheit angestrebt. Durch die Neugestaltung der Innenhöfe entstehen behagliche Grünräume hoher Aufenthaltsqualität, die eine vielfältigen Gebrauch ermöglichen, in Dialog zu den Gebäuden und ihrem Umfeld treten und entscheidend zur Quartiersidentifikation beitragen werden. Im Erdgeschoß vermitteln differenzierte Vorzonen mit Grünflächen, offenen Fahrradstellplätzen und Sitzbänken zwischen den Eingängen und dem urbane Raum. Eingangshallen erhalten durch einfache Anpassungen (z. B. Farbakzente in den Bodenbelägen, eine Sitzbank oder nach Innen verlegte Briefkästen) einen individuelleren Charakter und tragend zur Orientierung bei. In den Innenhöfen werden Müllcontainer und überdachte Fahrradstellplätze in einfachen Einhausungen in das landschaftsplanerische Konzept integriert. Wege, kleine Plätze, Aufenthaltszonen, Spielbereiche und einige Mietergärten komplettieren die Aufwertung der Höfe.

Die Ökonomie des Projektes basiert auf dem Ansatz, in die bestehende Gebäudegrund-substanz, also ihrer tragenden Wände, Geschoßdecken und Erschließungskerne, nicht einzugreifen. Darüber hinaus werden massive Bauteile des Daches, welche im Zuge des Rückbaus für die Aufstockungen ausgelöst werden, in Form von Terrassen und Plfanzen-trögen für die Erdgeschoßwohnungen der Innenhöfe recycelt. In den Bestandswohnungen werden lediglich nichttragende Innenwände und wenige Außenwandbereiche verändert. Die Haustechnikschächte bleiben erhalten und werden für neue Trassenverläufe weiter genutzt. Dieser ökonomische Grundsatz ermöglicht eine zusätzliche, einseitige Raumschicht vor die bestehenden, sehr robusten Waschbetonfassaden zu stellen. Die neue Fassadenschicht verzahnt sich hierbei, wärmebrückenfrei, mit der Bestehenden. Damit entstehen unerwartet großzügige Außen- und Innenräume für jede einzelne Wohnung. Der Wohnraum wird nach Innen erweitert und bezieht den Außenraum in das Prinzip des Offenen Wohnens mit ein. Ferner begünstigt die Raumhaltigkeit der ‚neuen Fassadenschicht‘ das lebendiges Erscheinungsbild zur Stadt hin und wirkt auf diese Weise Monotonie entgegen. Großzügige Balkone, Blumenfenster und frei verschiebbare Vorhänge ermöglichen den Bewohnern eine individuelle, flexible Benutzung, was den Dialog zum Park und zu den Innenhöfen fördert.

Während die zum Stadtpark orientierten Südseiten mit vorfabrizierten und gedämmten Stahlbetonfertigteilen und massiven Betonbrüstungselementen den Park stärker fassen sollen, sind die hofseitigen Fassadenerweiterungen in ihrem Duktus durchlässiger und offner gestaltet.

Das vorletzte Geschoß (erstes Geschoß der Aufstockung) übernimmt sowohl Grundrißtypologie, statisches System als auch Fassadengestalt der Regelgeschosse, während das letzte Geschoß (zweites Aufstockungsgeschoß) durch eine Terrasse vom Stadtraum zurückweicht und dem sehr langen, rhythmisch gegliederten Gebäude einen ruhigen, harmonischen Abschluß gibt. Das letzte Geschoß ist als gut gedämmte Holzbaukonstruktion geplant und kann, wie die restlichen Regeldachgeschosse auch, mit PV- und / oder Solar-Anlagen bestückt werden, um zusätzlich zu der anvisierten Fernwärmeversorgung einen Teil der Brauchwassererwärmung und ggf. auch einen Teil des Strombedarfs zu decken. Zielwert der energetischen Sanierung für Quartier 8 ist KFW 70.

 

Effektive Wohnfläche: 22.400 m²

Wohneinheiten: 270 (Bestand) plus 31 Einheiten (Dachaufstockung)

Kostenschätzung [gem. DIN 276 KG300 / 400]: 23,3 Mio.

 

Der Wettbewerb wurde in Kooperation mit folgenden Fachplanern durchgeführt:

Landschaftsplanung: kübertlandschaftsarchitektur, Dipl.-Ing. Horst Kübert, Dipl.-Ing. Ana Valente, Dipl-.Ing. Jochen Eckert, München

Visualisierungen: Jonas Bloch, München

Energetisches Engineering: architekturbüro axel baudendistel

Statik: Dipl.-Ing. Bernd Stegerer

Haustechnik (Konsultation): Baywa Neuburg

 

Anmerkung zur Auszeichnung: Bei diesem 2-stufigen Wettbewerb wurde kein 1. Preis vergeben, es gab 3 gleichwertige zweite Preise. Die Entscheidung für die Beauftragung der weiteren Planung / Realisierung viel im anschließenden Verhandlungsverfahren auf ein ortsansässiges Büro (Dritt-Nominierung). Wesentliche Aspekte unseres Wettbewerbsbeitrages wurden mittlerweile in die Realisierungsplanung übernommen.