Projektstudie Quartier 4 - hintere Insel Lindau

Pläne

Allgemein
Der Entwurf befindet sich inmitten des neu geplanten Stadtquartiers auf der hinteren Insel in Lindau. Das Wohngebäude zeichnet sich durch die unvergleichliche Lage in direkter Nähe zum Bodensee aus. Ein angrenzender Park mit großzügigen Grünflächen und direktem Seezugang bietet zukünftigen Bewohner*innen eine hervorragende Aufenthaltsqualität direkt vor der Haustüre.

Städtebau und Freiflächen
In Anlehnung an den Rahmenplan für die Entwicklung der hinteren Lindauer Inselbebauung bilden die Baukörper einen Abschluss zum Inselbahnhof. Die neuen Baukörper des Quartiers fassen zwei öffentliche Quartiersplätze, die das Netzwerk an öffentlichen Räumen erweitern. In Kombination mit den bereits bestehenden Strukturen stärken sie das Zusammenkommen und den sozialen Austausch aller Stadtbewohner*innen. Der benachbarte Westpark mit Seezugang, variantenvollen Aufenthaltsmöglichkeiten, Sitzmöbeln und einem Spielplatz, bietet den Anwohnenden einen optimalen Ort, um zu Verweilen oder sportlichen Aktivitäten nachzugehen. In direkter Umgebung des Gebäudes finden sich neben zahlreichen Serviceflächen für Einkaufsmöglichkeiten auch kulturelle Einrichtungen und eine Kita. Sportplätze und soziale Treffpunkte, wie das Quartiers-Café, sichern außerdem ein diverses Angebot für die individuelle Freizeitgestaltung der Quartiersbewohner*innen. Die attraktive Nähe zum Lindauer Bahnhof sichert die öffentliche Erschließung und Transportmöglichkeit in und aus dem Quartier. Die vielfältigen infrastrukturellen, sozialen und kulturellen Angebote im Quartier schaffen somit eine besonders hohe Wohn- und Lebensqualität in dem neuen Stadtteil Lindaus.

Bezug zur Altstadt
Damit sich der Entwurf typologisch und harmonisch dem Charakter der bestehenden Lindauer Altstadt fügt, gliedert sich das städtische Erscheinungsbild in unterschiedlich hohe in ihren Proportionen variiende vertikale Elemente. Diese Einheiten sind nicht graphisch applizierte Flächen, sondern Ausdruck ihrer inneren Struktur und Organisation. Der Entwurf greift aber hiermit auch die besonders attraktive Binnenstruktur der Lindauer Altstadt mit ihren verschiedenfarbigen Putzfassaden, variierenden Höhen und Breiten auf und übersetzt diesen Grundcharakter in eine zeitlos-moderne Architektursprache. Dieser eigenständige und zeitgemäße Ausdruck ist ein gestalterisch wichtiges Element, welches zugleich Bedeutung und Wirkung der vorhandenen Morphologie berücksichtigt.

Innenhof
Der attraktiv gestaltete, grüne Innenhof verfügt als Stadtbaustein über ein großes räumliches Potenzial. Er ist geschlossen genug, um eine Aneignung durch die Bewohner zu erreichen und offen genug, um eine informelle Durchwegung gemäß der Absichten von studio wessendorf im Rahmenplan zu begünstigen. Durch die gemeinschaftliche Nutzung der Bewohner*innen ergibt sich ein Platz für soziale Begegnungen und spontaner Kommunikation, die für den neuen bebauten Teil der Insel einzigartig sein wird.

Nutzungen
Eine Vielzahl verschiedener Nutzungen und Wohnformen prägen den Entwurf. Ziel ist es, ein hohes Maß an Durchmischung verschiedenster Lebensentwürfe für die Genossenschaft selbst, aber auch für das neue Stadtquartier zu ermöglichen. Während die oberen Geschosse dem Wohnen zugeschrieben werden und primär private Funktionen übernehmen, fungiert das Erdgeschoss als Vermittler zwischen Gebäude und öffentlichen Raum. Neben kleineren Wohnungen prägen auch öffentliche Nutzungsoptionen das Erdgeschoss. So sind hier Quartierscafe` und Q4 Gemeinschaftsraum situiert. Ferner gibt es Kleinflächen für gewerbliche Nutzungen und Duplex-Appartments, die eine Kombination aus Leben und Arbeiten ermöglichen. Jedes Geschoss verfügt darüber hinaus über einen eigenen, gemeinschaftlich nutzbaren Raum, der jeweils einer anderen Funktion wie z.B. Yoga, Musizieren, Gebet, Meditation oder Spiel gewidmet ist. Ein Co-Working Space bietet den Bewohner*innen einen flexiblen Arbeitsplatz im eigenen Haus. Der lichtdurchflutete Raum mit Loggia und direktem Blick auf den Bodensee gewährleistet eine optimale Arbeitsatmosphäre und schafft gleichzeitig einen hervorragenden Platz für informelles Networking. Eine Werkstatt bietet Raum und die notwendige Ausstattung für Kunst und Handwerk im Quartier. Ob Hobby-Handwerker*in oder Kreativmensch – hier können Bewohner*innen bauen, basteln, reparieren und die Quartiers-Werkstatt in einen Ort der Neuentstehung verwandeln. Das Q4 Eck-Café im Erdgeschoss, mit Blick auf den Bodensee, schafft Identität, fungiert als Treffpunkt für Bewohner*innen, Besuchende und Passierende. Es übernimmt als ‚Link‘ zwischen privatem und öffentlichem Raum eine bedeutsame Funktion für das Gebäude, ebenso wie für das gesamte Quartier.

Wohnungen
Die heterogene Komposition verschiedenster Wohnungstypen charakterisiert die oberen Geschosse bei unserem Quartier4 Projekt. Die vielfältige Mischung der Größen und Wohnungstypen erlaubt unterschiedlichste soziale Strukturen und gewährleisten eine große Vielfalt an verschiedenen Lebensentwürfen innerhalb eines Gebäudes. Die Wohnungsgrößen variieren von kleineren Studio Apartments bis hin zu Duplex Wohnungen, die sich über zwei Geschosse erstrecken. Eine besondere Variante ist die „Cluster-Wohnung“. Sie vereint die Vorteile einer kommunikativen Wohngemeinschaft mit den Vorzügen von privaten Einzelapartments. Die Wohnform des Clusters reagiert auf die Wohnansprüche einer modernen Gesellschaft und wird damit nicht nur für junge Generationen eine beliebte Alternative zur konventionellen Single-Wohnung. Jede einzelne Wohnung verfügt zudem über einen privaten Außenbereich in Form einer eigenen Loggia. Diese erweitert den Wohnbereich durch einen vorgesetzten unbeheizten Raum. Die Loggien verleihen den Wohnungen einen besonders eigenständigen Charakter und hohe Nutzungsqualität, indem sie einen fließenden Übergang zwischen Innen und Außen schaffen. In Verbindung mit der hervorragenden Lage haben alle Wohnungen im Westflügel des Gebäudes die Blickachse direkt auf den Bodensee.

Erschließung
Die Erschließung erfolgt über zwei Treppenkerne, die im jeweiligen Flügel situiert sind. Hieran schließt in jeder Etage ein Laubengang, über den die einzelnen Wohnungen erschlossen werden. Der Typus des Laubengangs dient neben seiner funktionalen Erschließungsform als Indikator für eine vernetzte Nachbarschaft, indem er als Ort der Begegnung die Anonymität der heutigen Wohnbauten aufbricht und spontane, informelle Gespräche und Treffen begünstigt.

Dachnutzung
Verschiedene Nutzungsmöglichkeiten gestalten die Verwendung der begrünten Dachflächen, die für alle Bewohner zugänglich sein werden. Hier kann der Blick uneingeschränkt über die Dächer von Altstadt und See bis in die nahen Berge schweifen. Hier trifft man sich an einem lauen Sommerabend vielleicht auf einen Sundowner oder genießt einfach Sonne oder Stille. Dachgärten und Holzdecks gestalten einen großen Teil der Dachflächen, die ebenfalls dem Leitbild der gemeinschaftlichen Nutzung der Bewohner*innen folgen. Photovoltaik Kollektoren finden sich außerdem auf Teilen der Dächer wieder und sichern die Erzeugung von regenerativem Strom im Gebäude.

Materialisierung
Die massive Bauweise des Gebäudes konstituiert sich aus der Typologie des Stadthauses, seinem Bezug zur Lindauer Altstadt und handfester Vorteile im Geschosswohnungsbau hinsichtlich des Brand,- Schall- und Wärmeschutzes. Die Autoren legen dabei großen Wert auf einen klaren, fein abgestimmten Materialkanon sowie dem Einsatz nachhaltig und ökologisch vertretbarer, dauerhafter Ressourcen. So kommt für die tragende Außenwand ein mineralisch verputzes, innen geschlämmtes monolithisches Mauerwerk aus hochdämmenden Planblocksteinen zum Einsatz, welches Feuchtespitzen im Innern gut abfedern kann und Außen den in den Winterhalbjahren am See mitunter widrigen Klimabedingungen langfristig gelassen gegenübersteht. Für die Wohnbereiche dürfen die Nutzer zwischen erdtonfarbenen Sichtestrich oder geölten Holzdielenböden entscheiden. Als transparente Gebäudemembran sind Holzfenster mit 3-Scheiben-Wärmeschutzverglasung und ein textiler, außenliegender Sonnen- und Sichtschutz vorgesehen. Entarsienähnliche Einsätze mittels farbiger Zementfliesen in den Küchen und Loggien geben den Räumen eine besonders zeitlose Wohnatmosphäre. Die Dachterassen sind intensiv begrünt und im Bereich der Nutzflächen mit sägerauen Holzdecks belegt. Um in Anlehnung an die klassische Lindauer Altane einzelne Bereiche der Dachflächen mehr Privatheit einzuverleiben, werden Sitzgelegenheiten, neben Pflanzentrögen mit Schilfgrass oder Wildblumen, durch ein mit wildem Wein beranktem, schmiedeeisernen Rohrgerüst eingefasst.