Wohnungsbau in München Freiham

Offener einstufiger Realisierungswettbewerb, 4. Preis.

Wohnungsbauprojekt der Genossenschaft „Kooperative Grossstadt“ für ca. 100 BewohnerInnen / 3.000 m²

ARGE architekturbüro axel baudendistel und Baumstark Bielmeier Architekten

Mitwirkende: Axel Baudendistel, Johannes Baumstark, Martin Bielmeier, Fritz Bielmeier, Jonas Bloch (Hauptvisualisierung), Vlad Buga, Deniz Lal Genç, Dominique Herr, Laura Horn, Michael Röhrmoser, Sebastian Strobl

Perspektive Außen Ohne Rand

Pläne

Prolog                    Die Konzeption dieses Entwurfes versteht sich als Statement zum heutigen Wohnen in der Stadt. Der Entwurf erforscht unter den gegebenen städtebaulichen und programmatischen Rahmenbedingungen Freihams neue Wohnformen, welche ein hohes Maß an Qualität, Durchmischung und Flexibilität begünstigen. Ziel ist es, Menschen mit generationenübergreifenden und vielleicht völlig unterschiedlichen Lebenssituationen, einen positiven Lebensraum zu ermöglichen, der einen dauerhaften Mehrwert, sowohl für das Individuum wie auch die Gemeinschaft bedeuten kann. Dabei generiert das Haus Raum für das Wohnen für Privatheit und Intimität, aber auch Raum für zwanglose Begegnung und Gemeinschaft. Die Architektur bildet hierbei lediglich eine Art Rahmen. Für die Belebung und Annektierung der Räume, wie auch deren Veränderungen, sorgen die Bewohner selbst. Im besten Falle entsteht ein zeitloses, offenes und atmendes Gebäude, welches zugleich dauerhaft, solide und schön ist.

Städtebau und Grünraum                In Anlehnung an den Entwicklungsplan für Freiham bildet der winkelförmige Baukörper eine äußere (südliche und östliche) Raumkante zur Stadt und einen inneren, leicht erhöhten Hofraum, welcher auch als Feuerwehrzufahrt dient. Dabei konstituiert der Hof die direkt zum Haus orientierten Privat-Gärten der Wohngemeinschaften. Das Zentrum des begrünten Innenhofes bildet eine parkartige Anlage mit Bäumen und Büschen, Wegen und Sitzmöglichkeiten und einem Spielplatz für die Kinder; Ein schöner Ort für die Bewohner, welcher zum Verweilen einlädt.

Entree & Beletage              Die zur Straßenseite ebenerdige ‚Beletage‘ ist offen, hoch und fließend konzipiert. Dort befinden sich neben den Hauptzugängen die Briefkästen, eine Rampe ins Souterrain (Fahrräder), der Müllraum, ein offener Waschsalon und unsere ‚Koogro-Lounge‘. Hier trifft man sich auf einen Capuccino oder Tischkickerspiel, hier werden Feste gefeiert und können ganz vielfältige gemeinschaftliche Aktionen stattfinden. Der helle, tageslichtdurchflutete Raum des Wasch-Salons begünstigt zwanglose, informelle Gespräche, auch wenn die Tumbler mal laut in Aktion treten.

Erschliessungsplastik          Angebunden an die öffentliche Beletage des Erdgeschosses ist die Vertikal-Erschließung, welche sich über zwei skupltural nach oben entwickelnde Lufträume mit den Binnenräumen und Vorbereichen jeder einzelnen Wohnung verzahnen. Dabei entstehen immer wieder kleine, nischenartige Bereiche / Aufweitungen, welche zum Verweilen oder informellen Gespräch einladen. Im zweiten Obergeschoss verzahnt sich diese Erschließungsplastik mit einer großzügigen, offenen Stadt-Loggia. Hier sitzt man im Sommer bei einem vielleicht gemeinsam organisierten Abendessen, trifft sich auf ein Bierchen nach Feierabend oder feiert die Kindergeburtstagsparty. Das kleine Gästeapartment ist von der öffentlichen Loggia aus auf kurzem Wege gut erreichbar. Im vierten Obergeschoss befindet sich ein weiterer Kooperationsraum, – die Bibliothek. Dieser Raum ist eher als Ort des Rückzuges gedacht und hat einen beruhigenden Blick in den grünen Innenhof.

Wohnen                Die WG-Wohnungen des Erdgeschosses sind als innerer ‚Strang‘ höher als die ‚Beletage‘ gelegen und schwellenlos zum Hofraum orientiert. Sie verschränken sich direkt mit ihren angrenzenden, privaten Binnengärten und besitzen durch ihre Sonderstellung der Außenraumnutzung eine besondere Gebrauchstauglichkeit, vor allem für Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. In den oberen Geschossen befindet sich ein bunter Mix verschiedenster Wohnungstypen, die zusammengeschalten, voneinander getrennt und  teils durchgesteckt sind. Jede Wohnung des Obergeschosses besitzt eine eigene Loggia. An diese sind meist (via Schiebetür) Individual-Schalträume angegliedert, welche den Wohnbereich optisch aufweiten und flexibel zu- oder abtrennbar sind.

Dachgarten           Jede Wohneinheit im Haus (mit Ausnahme der WG-Wohnungen im Erdgeschoß) besitzt, in Abhängigkeit ihrer Größe, einen eigenen kleinen, frei gestaltbaren, zum Himmel offenen, Patio. Hier kann Obst oder Gemüse angepflanzt werden, hier wachsen Blumen oder üppiges Grün. Andere Eigentümer stellen sich vielleicht einen Grill auf, hängen ihre Wäsche an die Leine zum Trocknen oder schaffen sich einen kleinen Zen-Garten.

Konstruktion & Ökologie  Die Autoren dieses Entwurfes beschäftigen sich seit Jahren mit Themen der Materialisierung, Ökologie und Material-Authentizität beim Bauen. Was den Geschosswohnungsbau  betrifft, erscheint aus Autorensicht der Wille, ökologische Baustoffe einzusetzen, durchaus richtig und sinnfällig. Jedoch sehen wir in diesem Bestreben auch eine gewisse Einschränkung in der Auslobung durch die Vorgabe der Materialwahl von Holz. Entscheidender, nicht gelöster Schwachpunkt einer Fassade aus Holz, bei einem 5- geschossigen Wohngebäude für über 100 Bewohner (!) erscheint den Autoren der bauliche Brandschutz bzw. die hohe Gefahr eines Brandüberschlages. Wir schlagen aus diesem Grund eine alternative, rein mineralische Außenwandkonstruktion aus Kalksandstein, Multipor mit Kratzputz vor, die einen akzeptabel niedrigen Primärenergieanteil enthält, aber solide, dauerhaft und nicht brennbar ist. Die geforderten 30 kg/m² Wohnfläche wird durch entsprechende Materialeinsätze im Bodenaufbau (Eubolid Heizestrich), bei den nicht tragenden Innenwände (beidseitig beplankte Holzständer), Holz-Alu-Fenster, Terrassenbeläge aus Holz und weiteren Bauelementen auf Basis von Holz oder Holzwerkstoff (Nachweis siehe Beilage) erzielt.